„Kinder brauchen Struktur und Stimulation. Je jünger sie sind, desto mehr muss man ihnen davon bieten“, sagt der Neuropsychologie-Professor Lutz Jäncke. „Selbstständigkeit, Loslösung von der Familie, Regelverständnis, Durchhaltevermögen, Gruppenfähigkeit, motorische Grundfertigigkeiten: Ein Viertel der Allschwiler Kinder erfüllen mindestens eines dieser Reifekriterien beim Eintritt in den Kindergarten nicht“, hält der Gemeinderat zu unserer Interpellation «Bildungserfolg für alle?!» im Einwohnerrat fest. Handlungsbedarf sieht er jedoch keinen. Der Gemeinderat läuft auf, wie er dies lange auch beispielsweise beim Flugverkehr getan hat.

Bei der Bildung lässt der Bund die Kantone machen, was und wie sie es wollen. Im Baselbiet ist für die Gemeinden betreffend Frühförderung kein Rahmen abgesteckt, der Bildungsgerechtigkeit für alle Kinder sichert. Etliche Gemeinden machen nichts. Für einen Teil der Kinder ist somit der Bildungszug bereits beim Eintritt in den Kindergarten abgefahren. Und am Ende ihrer Schulzeit können um die 20 Prozent der Jugendlichen nicht so gut lesen, rechnen und schreiben, dass sie als Erwachsene ihren bestmöglichen beruflichen Erfolg erleben. Ob wohl in der neuen Zusammensetzung der Gemeinderat die Weichen in Sachen Bildungsgerechtigkeit besser stellen wird?

AWB vom 05.06.2020